Internetradio für Jedermann
Musikliebhaber können im Netz Radioprogramme auch selbst gestalten
Radiosender im Internet bieten allen Freunden des Hörfunks ein weit gefächertes musikalisches Angebot. Mit wenig Aufwand können Internetnutzer sogar ihr ganz individuelles Radioprogramm senden.
Von SZ-Mitarbeiterin
Aline Fontaine
Trier. Neben den öffentlich-rechtlichen und privaten Radiosendern sowie deren Internetablegern können Radioenthusiasten eine weitere Art von Programmen im Netz finden: die sogenannten Internet-Only-Sender. Wie der Name verrät, sind diese Stationen ausschließlich über das Internet zu empfangen.
Diese Art von Radiosendern trat zum ersten Mal Mitte der 90er Jahre in Erscheinung. Laut des Webradiomonitors 2011 der Bayrischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM) gibt es in Deutschland mittlerweile 2600 dieser Internet-Only-Sender, das sind 84 Prozent aller Webradiostationen hierzulande. Das Besondere an ihnen: Jeder kann mitmachen und sein eigenes Webradio starten. Dazu bedarf es weniger Voraussetzungen. Christoph Barth, Medienwissenschaftler an der Universität Trier, erklärt, dass die wichtigsten technischen Entwicklungen für das „Radio für Jedermann“ erfolgt seien. So verfügen Nutzer heute über eine große Internet-Bandbreite und können platzsparende Audio-Formate nutzen.
Zur grundlegenden Ausstattung eines Radiogründers gehört ein leistungsstarker Computer. Danach muss sich der angehende Radiomacher um einen Server, sprich ein Programm, das als Vermittler zwischen heimischem PC und den Empfängern des Webradios fungiert, kümmern. Die Informationen, also Musik oder Moderation, müssen über ein Server-Computersystem laufen. Wieviel Bandbreite benötigt wird, hängt davon ab, wieviele Hörer mit dem Sender zur gleichen Zeit erreicht werden sollen. Bei verschiedenen Anbietern solcher Server, wie beispielsweise streamplus.de oder blitz-server.de, kann direkt ein ganzes Paket gebucht werden: Von Design-Vorschlägen zum Internetauftritt bis hin zu automatischen DJs findet der zukünftige Radiobesitzer alles. Über den Internetserver werden die vom Radiomacher gesendeten Inhalte dann an die Zuhörer weiter gegeben.
Hörfunkprogramme, die nur über das Internet verbreitet werden, benötigen in Deutschland keine Zulassung. Allerdings muss ein Betreiber, dessen Sender von mehr als 500 Hörern zur gleichen Zeit verfolgt werden kann und von einem Server in Deutschland aus verbreitet wird, sein Angebot bei der zuständigen Landesmedienanstalt anmelden. Die Anmeldung ist kostenlos über die Internetportale aller Landesmedienanstalten in Deutschland möglich. Das Wichtigste vor dem Start eines neuen Webradios ist der Erwerb einer Lizenz bei der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) und der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL). Hier fallen Gebühren für die gesendeten Lieder an: Je mehr Zuhörer, desto teurer wird es für den Radiobesitzer.
Eine Radiomacherin, die die Lizenzierung schon hinter sich hat, ist Petra Rausch aus Spiesen-Elversberg. Sie gründete mit ihrem Mann Thomas im Juli 2007 den Internetsender sunsetbeachradio.de. 50 Hörer können ihn zur gleichen Zeit empfangen. Ihr Konzept sieht vor, Internetradio und Chat zu verbinden. Dies habe gleich einigen neuen Nutzern gefallen, erzählt die Radiochefin, die unter dem Namen DJ Gina vor allem Disco, Schlager, Oldies und Chart-Hits sendet. Mittlerweile beschäftigt sie noch 17 weitere DJs und kann so ein Programm von acht Uhr morgens bis Mitternacht gestalten. Die Kosten für den Betrieb des heimischen Webradios werden unter den DJs aufgeteilt.
Interessierte Hörer können diese Sender, die zumeist musikalische Nischen besetzen, über Webradio-Aggregatoren, also Webseiten, die deutsche und internationale Sender auflisten, finden. Beispiele hierfür geben Webseiten wie radio.de oder surfmusik.de.
Aber auch wenn der Trend immer mehr zu solch individuellen Sendern gehe, erklärt Christoph Barth, müsse man im Hinterkopf behalten, dass diese Internet-Only-Sender nur einen kleinen Teil der Web-Radiolandschaft darstellten, da ihre Hörerzahl im Vergleich zu privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern stark eingeschränkt sei. Sie hätten eher Exotencharakter. Diese Meinung bestätigt auch der BLM-Webradiomonitor 2011: So griffen 75 Prozent aller Nutzer von Webradios auf die Online-Angebote von UKW-Radiosendern zurück.
streamplus.de
blitz-server.de
sunsetbeachradio.de
radio.de
surfmusik.de